Ole legt um kurz nach zehn mit seinem Patenonkel ab. Der Rest des Tages gehört mir allein. Beim Frühstück auf dem Priwall werfe ich einen Rückblick auf viele Travemünder Wochen. Berichten, fotografieren, übersetzen – was so ging mit drei Jungs… Bekannte wiedersehen und neue Menschen treffen, an den Strand gehen, Musik genießen und die helfende Begleitung von Freunden, Familie und in einem Sommer vom brasilianischen Au-pair. Vorbei.
Einfach mal los, den sonnigen Sonntag für eine Auszeit nutzen. Ich liebe Entdeckungen. Den Klützer Winkel erkunden, vielleicht an den Strand von Boltenhagen. Vom Hohen Schönberg aus sehe ich ein Schiff am Ostsee-Himmel „schweben“. Es ist so dunstig, dass ich das Wasser nicht erkennen kann. Die Allee zum Schloss Bothmer berührt mich – diese Linden wirken zerrissen, verletzt, und zugleich würdevoll und stark. Wie ein verwunschener Frühlingstraum der Park hinter dem Schloss aus rotem Backstein. Auf Besichtigung und Museumsbesuch habe ich keine Lust. Einfach weiter und in die kleine Stadt.
In der Predigerstraße von Klütz finde ich: Textile Unikate von Janne Brandt! Die stellt sie her und zeigt mir, wo und wie. Sie führt mich durch den Garten und ihr kleines Haus mit den verschiedenen Arbeitsplätzen. Wir blättern ihre Fotomappe durch und erzählen uns unsere Geschichten. „Alles tip-top in Ordnung halten, das ist einfach unmöglich“, sagt sie, und ich weiß, was sie meint. Struktur und roter Faden sind wichtig – doch oft erst im Nachhinein zu erkennen und nicht für jeden. Wir finden, es ist gut. Ich darf mir ein buntes Filz-Ei aussuchen, sie schenkt es mir. Schade, dass ich ihr nichts geben kann, finde ich. „Doch“, sagt Janne Brandt, „ich habe Ihre Visitenkarte!“. Begegnungen sind die schönsten Entdeckungen. Einfach los – dann führt der Tag zum Ziel.